Montag, 30. Dezember 2013

Komm ich erzähl dir eine Geschichte - Jorge Bucay


"Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen
 - Erwachsenen, damit sie aufwachen."



Klappentext:

"Wie begegnet man den Wirrnissen des Lebens? Mit Geschichten, sagt Jorge Bucay, der die Gabe hat, das Komplizierte einfach werden zu lassen. Und er hilft seinem Zuhörer Demian, seine Ängste und Probleme besser zu verstehen, indem er ihm Märchen aus aller Welt ... erzählt."




Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Demian ist in psychotherapeutischer Behandlung bei "dem Dicken". Der Dicke hilft Demian bei seinen Problemen mit Geschichten, die er ihm erzählt. Das sind ganz verschiedene Geschichten, hier ein paar Schlagworte: Geschenke für den Maharadscha, Auf der Suche nach Buddha, Der beharrliche Holzfäller oder die armen Schafe.
Um das nochmal zu verdeutlichen, in einer Behandlungsstunde diskutieren beide über den Wert materieller und immaterieller Dinge. Die Schätzung ist subjektiv. EIn Beispiel ist die Würde. Für den "Dicken" ist die Würde, der Selbstrespekt ein so wertvolles Gut, "dass damit zu zahlen immer ein zu hoher Preis ist." Um das zu verdeutlichen, erzählt er die Geschichte von dem König der angebetet werden wollte, und jeden der nicht vor seinem Abbild niederkniet und ihn anbetet, des Todes ist. Interessant ist das ein Bettler der einzige ist der seine Würde nicht "verkauft" und dem König eine angemessene Antwort, auf dessen Wahnsinn gibt. (lest am besten selber)

Wozu die Geschichten in dem Buch gut sind. Hier die Antwort von Bucay:

Diese Geschichten, ... , 
sind wie ein paar Steine, 
Grüne Steine, 
gelbe Steine, 
rote Steine.

Diese Geschichten 
sind nur geschrieben worden, 
um einen Ort oder einen Weg zu markieren.

Die Arbeit, in ihnen, 
in der Tiefe jeder Geschichte, 
den versteckten Diamanten zu suchen, 
ist die Aufgabe jedes einzelnen.




Meine Bewertung
B+









Zwischen den Palästen (Kairoer Trilogie) - Nagib Machfus

Zwischen den Palästen ist der erste Teil der Kairoer Trilogie. Die Geschichte erzählt das Leben einer ägyptischen Kaufmannsfamilie in Kairo. Die Trilogie wird gerne mit den Buddenbrooks verglichen. Ich kann dazu nicht viel sagen, da ich die Buddenbrooks nicht gelesen habe. Es soll mehrere Jahrzehnte umfassen. Ich habe bisher nur den ersten Teil gelesen, deswegen kann ich dazu noch nicht soviel sagen. Die Geschichte beginnt irgendwann um die Zeit des ersten Weltkriegs. Das erste Kapitel beginnt mit den Gedanken Amina's der Frau des Kaufmann's, des Herrn Abd al-Gawwad. Amina hat 4 Kinder, 2 Söhne und 2 Töchter. Fahmi der Jura studiert, ist der älteste, Kamal müsste um die 8 Jahre alt sein und ist der jüngste. Er geht noch zur Schule. Und die Töchter Aischa und Chadiga. Wobei Aischa die jüngere und hübschere ist, wogegen Chadiga die Ältere und  die weniger gut aussehende ist. Sie hat die große Nase von ihrem Vater geerbt. Das führt unter anderem dazu, dass vorallem die jüngere Heiratsanträge bekommt. Außerdem wohnt noch der älteste Sohn des Hausherrn, Jasin, aus der ersten Ehe des Herrn al-Gawwad, mit im Haus. Er ist Sekretär, arbeitet bereits und gilt damit als erwachsen. Er hat den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen, nachdem sie einen anderen Mann geheiratet hat.



Dieser Roman hat mir enorm gut gefallen. Die Erzählperspektive wechselt in jedem Kapitel, jedes Familienmitglied erzählt einen Teil der Geschichte seines Lebens aus seiner Sicht. Der Roman fängt an mit der Perspektive der Mutter Amina, in der Nacht und erzählt erstmal einen typischen Tag im Alltag der Familie, jeweils aus den verschiedenen Perspektiven. 

Zunächst Herr Abd al-Gawwad, der Kaufmann und Vater, ist der einzigste in der Familie, der nicht mit dem Vornamen angesprochen wird, nur eventuell noch mit Vater. Alle anderen Familienmitglieder werden mit dem Vornamen angesprochen. Er herrscht innerhalb der Familie mit eisernen Hand.

Zitat : "Der Vater, von seinen Söhnen blinden Gehorsam erwartend ..."

Die Erzählung beginnt in der Nacht beschreibt das Frühstück, zuerst frühstückt der Vater mit den Söhnen. Der Vater beschimpft seine Söhne beim Früstück, es herrscht eine Atmosphäre der Angst.

Zitat: "Dieses Beisammensein dauerte zwar nicht lange, aber die Anspannung unter der die Söhne standen, war ungeheuer groß. Es galt militärische Disziplin einzuhalten...."

weitere Zitate: "Hat der Hundesohn seine Lektionen gelernt, ..." 
"Hör gut zu, du Hundesohn... "

Im Geschäftsleben allerdings ist er ein komplett anderer Mensch, den Familie so noch nie erlebt hat.

Zitat: "Tatsächlich kannten die Leute nicht den Herrn Abd al-Gawwad der er Zuhause war, und die Familie wußte nichts von dem Herrn Abd al-Gawwad, der sich unter den Menschen bewegte."

Sobald der Vater aus dem Haus war, entspannten sich die anderen Familienmitglieder.

Zitat: "Jeder im Haus wußte nun, daß er in kurzer Zeit seine Freiheit wiedererlangen würde und ohne die geringste Gefahr sprechen, lachen, singen und sich bewegen konnte."

Das Verhalten des Vaters hat Auswirkungen auf die Söhne, vorallem sein Ältester Jasin, scheint nach ihm zu schlagen. Die erste Frau des Vaters, von der er geschieden ist will wieder heiraten. Sie ist 40 Jahre alt. Ihr Angetrauter 30. Das ist für Jasin ein großes Problem, er gönnt seiner Mutter ihr Glück nicht. 

Zitat: "Jetzt sah er sich selbst als Mann mit Verantwortung, für den es sich nicht ziemte, eine Kränkung däumchendrehend zu erdulden."

Er überwindet sich sogar und besucht seine Mutter, zu der er den Kontakt abgebrochen hat, um sie davon zu überzeugen nicht zu heiraten. Er klagt auch seinem Vater sein Leid. Nach dem Kapitel mit dieser Geschichte der Heirat der Mutter Jasin's und wie unmoralisch sie ist aus Sicht des Sohnes und Vaters, schließt sich ein Kapitel an das den Anfang der Liebesbeziehung des Herrn Abd al-Gawwad mit einer Tänzerin beschreibt. Er hat immer wieder verschiedene Beziehungen zu anderen Frauen. Auch seine grundlosen Zornausbrüche innerhalb der Familie, entschuldigt er wie folgt: 

Zitat: "Wie oft litt er darunter, sich ständig im Griff zu behalten, tolerant, freundlich, geistreich zu sein und sich die Herzen der anderen um jeden Preis erobern zu wollen. Nicht selten wurde es ihm bewusst, seinen Zorn ohne ersichtlichen Grund ausgetobt zu haben."

Zitat: "Es gab eben DInge, die er für sich in Anspruch nahm ohne sie anderen zu gestatten."

Diese Verlogenheit und Heuchelei deckt Machfus, sehr geschickt auf. Was mir vorallem gut gefallen hat, war das Machfus uns in die Köpfe der Personen blicken lässt bevor sie etwas sagen, bzw. während eines Gesprächs. Das hilft ungemein besser zu verstehen. Hier ein kleines Beispiel:

"Bestimmt war ihm klar, daß er das Richtige dachte oder zumindest vermutete, und weil es ihm unangenehm war, im Gespräch mit der Mutter etwas anderes zu sagen, als er innerlich fühlte, listig statt offen zu sein, begnügte er sich zu murmeln: "Unser Herrgott wird's schon richten."

Dieses in den Kopf und in die Gedanken- und Gefühlswelt der jeweiligen Protagonisten zu schauen, hilft zu verstehen, warum sie was, wie sagen. 

Auch politische Ereignisse erfassen die Familie, auf verschiedene Art und Weise, auch das wird in dem Roman thematisiert. Die Geschichte beginnt ja ungefähr während des 1. Weltkrieges, als Ägypten unter britischer Herrschaft stand. Die Unruhen und Streiks 1919 als Saad verbannt wurde, werden aus der Sicht der Familie und ihrer Mitglieder beschrieben, die unterschiedlich daran partizipieren und eingebunden. Der Roman endet ungefähr zu der Zeit als Saad nach Ägypten zurückkehrt und Ägypten kurz vor seiner Unabhängigkeit steht. 

Der Roman spielt zwar in Ägypten, aber die Kernprobleme in der Familie kann man zum Teil auch auf die westliche Welt übertragen. Das sind: mangelnde bzw. falsche Kommunikation, verschleiern von wahren Gefühlen (keine Offenheit) oder kleine Fehler an anderen sehen und gleichzeitig blind sein für die großen Brocken der eigenen Unzulänglichkeiten.  
Oder mit Machfus's Worten:

"Es war unvermeindlich, die Gefühle zu verheimlichen. In dieser Familie war Selbstbeherrschung, vor allem wenn es um Gefühle ging, eine tief verwurzelte Gewohnheit und eine moralische Notwengkeit, anerzogen im Schatten des väterlichen Terrors."

MIr hat das Buch enorm gut gefallen, es war ein sehr interessanter Einblick in das Leben einer ägyptischen Familie Anfang des 20. Jahrhunderts. Genial verpackt und erzählt von Machfus.
Deswegen von mir 


Meine Bewertung
A+




Felidae - Akif Pirincci

Zum Buch:


Das ist eines meiner ältesten Bücher, die im Regal stehen. Es war lange Zeit eines meiner Lieblingsbücher. Ich habe es es nach langer Zeit wieder gelesen, es gefällt mir noch recht gut, wenn auch nicht so gut wie früher mal.




Ich finde die Idee zum Buch super, eine Katze, die Mordfälle aufklärt. Ich glaube auch der Roman könnte auch denen gefallen, die mit Katzen nicht viel anfangen können.

Der Roman ist geschrieben aus Sicht von Francis, einem Kater, einem "Klugscheißer", der sich als Detektiv betätigt. Sein Herrchen, der "Dosenöffner", ist Gustav ein, eher ein Verlierertyp, der sich als Romanautor betätigt. Sein Steckenpferd ist die Archäologie. Davon ernährt er sich mehr schlecht wie recht. Gustav zieht mit Francis seinem Kater in eine neue Wohngegend hat ein baufälliges Haus gekauft, das viele Geheimnisse birgt. Als ein toter Kater in einem Vorgarten gefunden wird, das Rätsel aufgibt begibt sich Francis auf Spurensuche, während Gustav sich dem renovieren des Hauses widmet. Auch das Haus birgt viele Geheimnisse, denen Francis auf der Spur ist, nicht ganz ohne sich selber in Gefahr zu bringen.

Auch die anderen Katzen- und Katercharaktere sind originell gewählt. Pascal hilft bei der Aufklärung mit den Computerkenntnissen, Kong ein Halbstarker mit seinem "Hofstaat" Hermann & Hermann, Felicitas die blinde Katze und so weiter. Die Charaktere sind komplex und vielschichtig. Es gibt kein klares Gut und Böse.   

Der Erzählstil Akif Pirincci's ist auch sehr gut, er schreibt aus Sicht von Francis, im "Film-Noir" Stil erzählt, sarkastisch und ein wenig pessimistisch. Francis zieht auch gerne über sein tolpatschiges Herrchen her, den er aber trotz allem sehr liebt.

Das Buch bietet außerdem auch einiges wissenswerte über Katzen, mit einem Anhang verschiedene Eigenarten der Katzen genauer erklärt, sarkastisch und ein wenig pessimistisch.


Meine Bewertung
B+



Zum Film:

Eine gute Umsetzung des Buches, der Film hält sich doch sehr eng an die Buchvorlage. Das ist allerdings nicht, da Pirincci selber am Film mitgewirkt haben soll. Natürlich keine 1:1 Umsetzung. Gustav kommt z.B. im Film so gut wie gar nicht vor. Erwähnenswert wäre noch, im Film sind bekannte Stimmen von Mario Adorf und Helge Schneider dabei.

Die Bildqualität ist natürlich nicht zu vergleichen mit den Animationsfilmen der letzten Jahre. Trotzdem,  finde ich, gibt es dem Film einen gewissen "Old-school" Charme.

Auch wenn der Erzählstil einem Film-Noir Film ähnelt, die visuelle Darstellung ähnelt keinem Film-Noir. Also keine "Low-Key-Beleuchtung", keine starken Hell-Dunkel-Kontraste und sonstigen bizarre Effekte. Die Farben sind farbig und kräftig.

Allerdings sei gewarnt, es ist kein niedlicher Film für kleine Kinder, denn es geht eben auch blutig zu, .... Katzenleichen. Und es werden auch andere Themen angeschnitten, die nicht für kleine Kinder geeignet sind, wie widerliche Laborversuche an Tieren etc. Die Träume von Francis sind auch recht skurril dargestellt, auch eher was für Erwachsene, den für Kinder.

Finde ich nicht ganz so gut, wie das Buch deshalb von mir 


Meine Bewertung
B-