Montag, 30. Juni 2014

Geschichte des judäischen Krieges - Flavius Josephus

Die Geschichte

Der Autor dieses Klassikers der antiken Kriegsberichterstattung war Militärkommandeur in Galiläa und somit Augenzeuge während des judäischen Aufstands gegen Rom in den Jahren 66-70, der als Erster Jüdäischer Krieg in die Geschichte eingegangen ist. In Gefangenschaft wechselte er die Seiten und wurde zum Berater der Römer bei der Belagerung Jerusalems, das im Jahr 70 fiel.  (Klappentext)

Hier leistete Josephus einen wichtigen Beitrag zur Geschichtsschreibung. Diese Geschichte ist ungefähr 2000 Jahre alt und praktisch die einzige Quelle, außer eventuell noch Tacitus. (vgl. S. 16 Vorwort).

Die Geschichte ist unterteilt in 7 Bücher mit jeweils mehreren Kapiteln. Die Kapitel  enthalten mehrere Verse, ein wenig wie in der Bibel. Das war damals anscheinend so üblich. Der Zeitrahmen umspannt ca. 174 v. Christus mit dem Aufstand der Makkabäer bis ca. 66-70 unserer Zeitrechnung mit dem großen Aufstand der Juden unter Rom. Die Bücher umfassen ungefähr 500 Seiten, relativ kleingeschrieben.

Das Erstes Buch beginnt mit der Besetzung Jerusalems unter dem Seleukiden Antiochos IV.  Die Seleukiden stammen von Seleukus Nikator ab, einem makedonischen Feldherrn Alexander des Großen. Weiter mit dem Makkabäeraufstand 168 v.u.Z, später dann der Streit zwischen den Brüdern Hyrkamos und Aristobulos und dem Eingreifen von Pompeius, als Schiedsrichter. Jerusalem geriet damit immer stärker unter Einfluss des sich ausdehnenden römischen Reiches. Schließlich beschreibt Josephus, wie Herodes König der Judäer wurde. Die Bauten des Herodes werden beschrieben und sein Charakter, aber auch die Hofintrigen und wie seine Söhne darin verwickelt sind. Und schließlich endet dieses erste Buch mit dem Tod von Herodes. Das spielte sich vom Zeitraum her ungefähr zu Jesu Geburt ab also um das Jahr, als der Julianische Kalender eingeführt wurde. 


Im Zweiten Buch geht es um den Regierungsantritt des Archelaus bis zu seiner Verbannung, die philosphischen Schulen der Judäer (S. 199) und der Anfang des judäischen Krieges, sowie wie Cestius Gallus im Jahr 66 u.Z. bis zu den Tempelmauern Jerusalems vordrang und dann ohne ersichtlichen Grund mit seinen Truppen wieder abzog.

Das dritte Buch handelt davon wie Nero Vespasian die Kriegsführung überträgt. Außerdem beschreibt Josephus Galiläa, Samaria und Judäa, aber auch das römische Herr- und Lagerwesen. Er selber fungiert in der Zeit als Kommandeur über ein gewisses Gebiet mit verschiedenen Städten. Als Jotapata von den Römern eingenommen wird, gerät Josephus in Gefangenschaft und wechselt die Seiten (ungefähr um 67 u.Z.). Als Zeitzeuge werden nun seine Beschreibungen detaillierter und genauer, als noch im ersten Buch. 

Das vierte Buch handelt davon wie Vespasian Galiläa einnimmt und laut Josephus wie Räuberbanden, die vorher das Land unsicher gemacht haben, nach Jerusalem gelangen. Dazu zählen u.a. die Idumäer, das sind Nachkommen Esaus, sowie die Zeloten, die sich hauptsächlich aus den ärmeren Schichten rekrutieren. Josephus beschreibt das Blutbad der Idumäer und Zeloten, sowie die Übrfälle der Sikarier auf umliegende Dörfer, die sich selbst in Masada verschanzen. Schließlich wird Vespasian zum Imperator ausgerufen und Titus übernimmt das Kommando. 70 u.z. kehren römische Truppen unter dem Feldherrn Titus vor die Tore Jerusalems zurück. Interessant in dem Zusammenhang ist die Prophezeiung Jesu in Lukas 19:43. Titus Friedensangebote wurden von den Anführern der Stadt durchweg abgelehnt. 

Im fünften Buch beschreibt Josephus die Parteien in Jerusalem, er beschreibt auch die  Stadt, sowie die Belagerungsarbeiten der Römer, ebenso den Sturm auf die erste Mauer und die Eroberung der zweiten Mauer. Josephus selbst fordert die Einwohner zum Aufgeben auf. Er beschreibt die furchtbare Hungersnot.


Im sechsten Buch beschreibt Josephus die Kämpfe um den Tempel und die Tat der Maria. Diese Frau hat ihr Kind gegessen, so furchtbar muss der Hunger gewesen sein. Außerdem wird der Tempelbrand beschrieben, den Titus nicht wollte. Zum Schluß brennt dann ganz Jerusalem.


Das siebte Buch schließlich beschreibt die Schleifung Jerusalems und den Triumphzug in Rom. Und zu guter letzt wird dann die letzte Festung von den Römern eingenommen, das ist Masada.





Meine Meinung

Das Buch liest sich leichter und besser, wie manch anderes Buch aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Kaum zu glauben! Oder es liegt vielleicht auch an der guten Übersetzung? Deswegen scheut euch nicht vor alten Texten. 

Ich finde das Buch ist in vielen Teilen sehr subjektiv geschrieben. Über sich selbst schreibt er natürlich sehr positiv, fast schon selbstbeweihräuchernd. Ebenso über Titus, den römischen Feldherrn, der wohl auch sein Freund war. Sehr negativ berichtet er über die Zeloten etc. Hier ein Beispiel:

"... Sklaven, zusammengelaufenes Gesindel und der Abschaum des Volkes. Sie waren es, die die Stadt zerstörten. Sie nötigten den Römern gegen deren Willen einen so traurigen Sieg auf und schleppten sozusagen das zögernde Feuer in den Tempel hinein."(S.402)

Josephus gehörte zur gebildeten Priesterklasse, während die Zeloten eher aus den ärmeren Schichten kamen, könnte wohl auch ein Grund sein, das er so gegen diese Gruppe und andere ähnlich gruppierte wettert. 

Der Hunger in Jerusalem muss wohl so schlimm gewesen sein, das Menschen angefangen haben Leder zu essen, Grasbüschel wurden verkauft, eine Mutter aß sogar ihr Kind (S. 438). Die Befehlshaber in der Stadt waren so verbohrt, sie haben Friedensangebote der Römer strikt abgelehnt und Überläufer aufzuhalten versucht und bestraft. Tote wurden nicht begraben, sondern einfach über die Mauer geworfen (S. 410), da es so viele waren.

"Die Gesamtzahl der in diesem Kriege Gefangenen belief sich auf 97000, ums Leben kamen während der Dauer der Belagerung 1 100 000. Die meisten waren geborene Judäer, aber nicht aus Jerusalem; denn aus dem ganzen Land waren sie zum Fest der ungesäuerten Brote zusammengeströmt, und da sie hier ganz unversehens von der Belagerung überrascht wurden, war bei dem engen Zusammenwohnen der Ausbruch der Pest und später auch der noch verderblicheren Hungersnot unvermeidlich." (S.460)

Trotz subjektiver Berichtserstattung doch ein sehr wichtiges Stück Zeitgeschichte und auf jeden Fall  .... 



empfehlenswert

1 Kommentar:

  1. Uff, da hast du dir eine nicht so häufig besprochenes Stückchen Geschichte vorgenommen. Umso spannender ist es, dass du das Buch also so gut zu lesen empfunden hast. Wie bist du auf das Thema gekommen? Da stolpert man ja nicht so schnell drüber.

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